Der Fokus der Übung lag auf dem Absetzen des Notrufs, dem Verhalten bis zum Eintreffen der Rettungskräfte, die Zufahrtsmöglichkeiten für die Feuerwehr sowie dann die Bergung von verletzten Personen mittels unterschiedlicher Techniken aus den Brunnenschächten. Neben den Mitarbeitern der WVO waren an dieser Übung die aktiven Feuerwehrfrauen und Feuerwehrmänner der Feuerwehr Oberstdorf mit mehreren Fahrzeugen sowie der Drehleiter im Einsatz.
Die Lage der Tiefbrunnen am Christlessee sorgte für die erste große Herausforderung: das Absetzen des Notrufes. Aufgrund der schlechten Netzabdeckung ist das mobile Telefonieren nur an vereinzelten Standpunkten möglich. Es zeigte sich, dass das Absetzen des Notrufs über das Festnetztelefon im Brunnenhaus die schnellste und sicherste Lösung ist.
Von den 6 Brunnen ist nur einer mit Drehleiter anfahrbar. Bei allen anderen Brunnen ist eine Bergung nur mittels einem Dreibock mit Flaschenzug und einer Winde möglich.
Geübt wurde die Bergung von Personen mit Hilfe eines Rettungsdreieckes Spine- oder Rettungsboard sowie mit einer Korbtrage. Der enge Zustieg sowie die beengten Verhältnisse im Schacht erfordern große Anstrengungen verletzten Personen transportfertig zu machen und sicher aus dem Bauwerk zu transportieren.
Im Vorfeld der Übung erläuterte Herr Schelldorf, Geschäftsführer und Wassermeister der WVO, die immense Bedeutung und Schutzbedürftigkeit des Wasserschutzgebietes im Trettachtal. Die Brunnen befinden sich in der Schutzzone 1 (Erläuterung der Zonen siehe “Info-Kasten“) in der sich normalerweise nur die Mitarbeiter der WVO oder befähigte Personen aufhalten dürfen. Verunreinigungen jeglicher Art, besonders durch Betriebsstoffe wie Öle oder Diesel und Benzin hätten fatale Auswirkungen auf das Trinkwasser. Die Versorgungssicherheit im Versorgungsgebiet von Oberstdorf wäre dann nicht mehr gewährleistet.
Sowohl Markus Schelldorf als auch Feuerwehrkommandant Peter Vogler war diese Übung sehr wichtig. „Solche Übungen sind dringend notwendig, um im Ernstfall schnell und routiniert Handeln zu können“ unterstreicht Herr Schelldorf die Wichtigkeit der Übung. Kommandant Vogler fasst zusammen: „Nun wissen wir wie wir im Ernstfall vorgehen müssen, und was möglich ist und was nicht.“
Als eine der nächsten Übungen wird der mobile Hochwasserdeich im Bereich der Truppersoybrücke durch die Freiwillige Feuerwehr Oberstdorf aufgebaut. Damit soll geprobt werden, ob im Hochwasserfall das Schutzgebiet (Zone 1) geschützt werden kann.
INFORMATION WASSERSCHUTZGEBIET:
Das Wasserschutzgebiet im Trettachtal zwischen Christlessee und dem Ende des Talbodens dient zum Schutz der Brunnenanlage, Brunnen I – VI für die öffentliche Trinkwasserversorgung in Oberstdorf. Es ist in 3 Zonen aufgeteilt: Die Zone 1 (Fassungsbereich) beinhaltet das umzäunte Gelände unmittelbar an den Brunnen. Zone 2 (engere Schutzzone) verläuft südlich der Zone 1 bis kurz nach der Brücke Truppersoy. Diese bemisst sich an der sogenannten 50-Tage-Linie. Es ist so groß gewählt, dass das Grundwasser mindestens 50 Tage benötigt, bis es an den Brunnen ankommt. Erst nach dieser Zeitspanne geht man davon aus, dass das Wasser keimfrei ist. Zone 3 (weitere Schutzzone) beinhaltet das weitere Gelände bis zum Ende des Talbodens kurz vor der Materialseilbahn der Kemptener Hütte. Im gesamten Schutzgebiet dürfen keine Eingriffe in den natürlichen Wasserhaushalt erfolgen.